Formica truncorum

Seltene Strunkameisen im Kanton Bern bestätigt

FORSCHUNG

Das Projekt «Berner Waldameiseninventar» des Naturhistorischen Museums Bern NMBE erforscht seit 2020 den Waldameisen-Bestand des Kantons. Nachdem bereits über 4500 Meldungen aus der Bevölkerung eingegangen sind, liegen nun erste Erkenntnisse über die vorkommenden Arten und ihre Verteilung vor.

Im Kanton Bern leben sechs von den acht schweizweit bekannten Waldameisenarten. Obwohl alle sechs Arten seit 1966 unter Schutz stehen, wissen wir wenig über ihr Vorkommen. Das Projekt «Berner Waldameiseninventar» des Naturhistorischen Museums Bern NMBE will dies ändern. Dazu setzt es auf die Mithilfe von Freiwilligen aus der Bevölkerung, sogenannten Citizen Scientists. Via App können diese die Koordinaten melden, wo sie einen Ameisenhügel entdeckt haben. Eine Karte zeigt die bereits gemeldeten Standorte. Die NMBE-Projektleitenden Isabelle Trees und Hannes Baur beziehungsweise ihre Mitarbeitenden sammeln Proben ein und analysieren diese im Labor. 

Seltene Strunkameise gefunden

Gestartet ist das Projekt 2020. Per Ende 2021 gingen über 4500 Meldungen von rund 200 Citizen Scientists ein. Davon wurden bereits 1250 Meldungen überprüft und Proben von 850 Ameisenhügeln entnommen. Nun liegen erste Ergebnisse vor. Der «Berner Waldameiseninventar» hat alle im Kanton lebenden sechs Ameisenarten identifiziert, darunter auch die Rote Waldameise (Formica rufa) oder die seltene Strunkameise (Formica truncorum). Diese bauen keine Hügel und sind darum zusätzlich schwer auffindbar. Des Weiteren konnte bestätigt werden, dass im Mittelland und Oberaargau im Gegensatz etwa zum Jura oder Oberland, weniger Ameisenhügel vorkommen. Dies ist unter anderem auf die intensive Waldnutzung zurückzuführen, die den Lebensraum der Ameisen einschränkt. Rodungen können beispielsweise Futterbäume zerstören oder zu einer unmittelbar gesteigerten Sonnenexposition führen, von der sich die Kolonien nicht erholen können.

Weitere Freiwillige gesucht

Eine untersuchte Probe besteht aus circa 20 Ameisen eines Hügels, die zurück im Museum einer bestimmten Art zugeordnet werden. Die Unterscheidung kann aufgrund der Farbgebung oder etwa der Behaarung erfolgen. Im Fall der Gebirgswaldameisen ist sogar eine DNA-Analyse nötig, da sich die beiden vorkommenden Arten nicht von Auge unterscheiden lassen.

Das Projekt sucht weiterhin nach Freiwilligen, die Standorte von Ameisenhügel melden oder beim Sammeln von Proben mithelfen – vor allem im Gebiet Emmental. Weitere Informationen sind auf dem Projektblog verfügbar. «iNaturalist», die App für Standortmeldungen, ist in den jeweiligen App-Stores verfügbar.

9.5.2022