2021 war ein erfolgreiches Jahr im Zeichen der Vielfalt

Jahresmedienmitteilung

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Museumsansicht Queer

Hervorragende Eintrittszahlen trotz Lockdown und ein queerer Publikumsmagnet: Das Naturhistorische Museum Bern schaut auf ein erfolgreiches, preisgekröntes Jahr zurück und freut sich 2022 auf aufgefrischte Dioramen und ein virtuelles Nashorn.

124’337. So viele Besuchende konnte das Naturhistorische Museum Bern NMBE im Jahr 2021 verzeichnen (Vorjahr: 97‘615). Das ist zwar kein neuer Rekord, aber dennoch eine hervorragende Zahl vor dem Hintergrund, dass das Museum aufgrund des erneuten Lockdowns erst am 1. März seine Tore öffnen konnte.

Massgeblich zum Besuchererfolg beigetragen hat die Sonderausstellung «Queer – Vielfalt ist unsere Natur» über die Vielfalt der Geschlechter und der sexuellen Ausrichtung bei Tieren und Menschen. Neben der Ausstellung an sich stiessen auch das Rahmenprogramm sowie die zahlreichen Workshops und Ausstellungsrundgänge für Schulklassen auf grosses Publikumsinteresse. Als krönender Abschluss eines erfolgreichen Jahres wurde «Queer» im November mit dem Prix Expo 2021 der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz zur besten naturwissenschaftlichen Ausstellung 2021 gekürt. Aufgrund des grossen öffentlichen Interesses wurde «Queer» bis zum 19. März 2023 verlängert.

Auch die neue Dauerausstellung «Wunderkammer – Die Schausammlung» ist beim Publikum angekommen. Gerade medial sorgte die ästhetisch herausstechende Ausstellung für Aufmerksamkeit: «Wunderkammer» bringt einen Teil der sogenannten Nasssammlung ans Licht der Öffentlichkeit. Über 15’000 Gläser stehen in den raumhohen Regalen. 19’000 Objekte lagern darin, darunter Leguane, Fische und Krokodile, Pinguine und Insekten bis hin zu einer Augensammlung.

Nach dem Lockdown freute sich das Museum nicht nur über das Erwachen der Ausstellungsräume. Auch die kultigen Veranstaltungen konnten wieder stattfinden, etwa die Wissenschaftsshow «Winterbergs Bestiarium» oder die «Führungen hinter die Kulissen». Im November begeisterte Schauspieler Uwe Schönbeck das Publikum mit Kafkas Bühnenmonolog «Bericht für eine Akademie».

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Neues im 2022: Einordnung, Wiederbelebung, Umbau

Bereits laufen im Hintergrund die Vorbereitungen für die Highlights 2022 heiss: Die Afrika-Ausstellung mit den beliebten Löwen-, Nashorn- oder Antilopenpräparaten erlebt dieses Jahr eine Auffrischung: Einordnende, zeitgemässe Informationen und attraktive Eingangssituationen rücken die «3D-Bilderbücher» ins rechte Licht und machen ihre historische Dimension sichtbar. Unter anderem wird der Aspekt «Sammlungsgut aus kolonialem Kontext» thematisiert.

Der letzte Raum in der Ausstellung «Weltuntergang» trägt den Titel «Das offene Ende»: Jedes Jahr wird ein:e Künstler:in eingeladen, den Raum zu gestalten. Ab Frühjahr 2022 ist «The Substitute» der britisch-südafrikanischen Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg (* 1982) zu sehen. Ausschlaggebend für die Videoarbeit waren der Tod des letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorns im Jahr 2018 und die Hoffnungen, die ausgerottete Tierart mit Hilfe der Biotechnologie zurückzubringen. Ginsberg erweckt das Nashorn mit ihrem Werk zu neuem Leben: Eine lebensgrosse Projektion zeigt das mächtige Tier in einer virtuellen Welt und versinnbildlicht so den Verlust tausender Tier- und Pflanzenarten, die tagtäglich verschwinden. Mit dieser poetischen Videoarbeit startet der «Weltuntergang» ins letzte Ausstellungsjahr.

Im Bereich Bildung und Vermittlung steht ein grosser Umbau an: In den Räumlichkeiten der Entdeckerecke und der Ausstellung «Tiere in der Stadt» entstehen auf Herbst 2022 vielfältige neue Angebote. Neu werden eine interaktive Ausstellung, eine Arena, ein Atelier, ein Schulraum sowie verschiedene Entdeckermobile zum Experimentieren, Gestalten und Erfahren zur Verfügung stehen – sowohl für individuelle Besuchende als auch für Schulklassen.

Reisende Frösche, transparente Fische und stachelzahnige Schnecken

In der Forschung konnten 2021 zahlreiche Erfolge verzeichnet werden: Einer internationalen Forschungsgruppe unter Leitung von Stefan Hertwig, Leiter Wirbeltiere NMBE, gelang die Entschlüsselung der Evolution der Pfützenfrösche (Occidozyga) in Südostasien. NMBE-Kurator Lukas Rüber hat zusammen mit internationalen Kollegen in Myanmar eine neue Fischart aus der Gattung Danionella beschrieben: Danionella cerebrum. Aufgrund der fehlenden Schädeldecke und des transparenten Körpers ist das Gehirn der winzigen Kristallbärblinge im lebenden Fisch sichtbar.

Beim Bahnhof Bern wird umgebaut – dort, wo einst ein frühzeitliches Nashorn gefunden wurde. Die erdwissenschaftliche Abteilung des Naturhistorischen Museum Berns nutzt die Baustelle, um in 20 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten nach Fossilien zu suchen. Dabei konnten Paläontologin Ursula Menkveld und ihr Team 2021 Zähne und Kieferteile von Kleinsäugern sichern. Und auch auf dem Bereich der Meteoriten-Forschung war 2021 einiges los: So ging etwa die Suche nach Twannbergmeteoriten weiter. Mit über 143 Funden konnte das Streufeld des Meteoriten deutlich erweitert werden. Dadurch konnten neue Erkenntnisse über den Transport der Meteoriten durch die Gletscher der vorletzten Eiszeit gewonnen werden.

Damit nicht genug: Mitarbeitende des Museums waren an internationalen Projekten beteiligt, die unter anderem eine neue Höhlenschneckengattung mit Stachelzähnen hervorbrachten oder den bisher umfassendsten Weltkatalog der Spinnentiere.

Auch im neuen Jahr sind die Wissenschaftler:innen des NMBE in der Museumssammlung, vor der Haustür und rund um den Globus unterwegs, um Neues zu entdecken, Bekanntes zu hinterfragen und Forschungslücken zu schliessen. Bleiben Sie hier auf dem Laufenden.

 

Medienkontakt: Stefanie Christ, Kommunikationsverantwortliche, stefanie.christ@nmbe.ch, +41 (0)31 350 72 66