Ein Vogel auf der Evolutions-Überholspur

Medienmitteilung

To what's on
Maurensteinschmätzer
Maurensteinschmätzer mit dunkler Kehle Reto Burri

Je schneller sich Lebewesen an ihre Umwelt anpassen können, umso erfolgreicher sind sie. Das ist gerade in Zeiten rasch voranschreitender Klimaumwälzungen zentral. Eine Singvogelgruppe zeigt, wie das geht: die Steinschmätzer. In einer umfangreichen Studie unter Leitung der Schweizerischen Vogelwarte und unter Beteiligung Forschender des Naturhistorischen Museums Bern wird ersichtlich, wie zentral genetische Vielfalt dafür ist.

Eine neue Studie zur Entstehungsgeschichte der Färbungsmuster von Singvögeln in der renommierten Fachzeitschrift «Science» zeigt, wie wichtig genetischer Austausch zwischen Arten sein kann. Untersucht wurden über einen Zeitraum von neun Jahren verschiedene Arten von Steinschmätzern. Dank Genomdaten von rund 380 Vögeln fanden die Forschenden unter Leitung der Schweizerischen Vogelwarte heraus, dass bei nah verwandten Arten durch den Austausch genetischer Variationneue Farbmuster schnell entstehen konnten. 

Beim Balkansteinschmätzer führten Veränderungen in einem einzigen Farbgen zur Entstehung von weissen Gefiederpartien an Kehle und Rücken. Diese genetischen Merkmale wurden an den Maurensteinschmätzer weitergegeben. In beiden Arten ersetzte schliesslich die weisse Rückenfärbung die ursprünglich schwarze. Die Kehlen beider Arten zeigen heute beide Färbungen, schwarz und weiss.

Schnelle Anpassung an Veränderungen

Dieser genetische Austausch zwischen den Arten, noch dazu auf einem einzigen Gen, ermöglichte eine schnelle Anpassung der nah verwandten Arten. Währenddessen waren für die langfristige Entstehungsgeschichte der Gefiederfärbung entfernter verwandter Arten mehrfach neuentstandene Erbanlagen verantwortlich. Die Studie zeigt damit: Arten nutzen jede verfügbare genetische Vielfalt – sowohl innerhalb als auch zwischen Arten –, um sich an ihre Umwelt anzupassen. 

Oder anders gesagt: Je mehr genetische Vielfalt, umso mehr Variationen sind möglich. Dies ist für alle Lebewesen zentral, etwa wenn es darum geht, sich an die Folgen des rasch voranschreitenden Klimawandels anzupassen. Entsprechend zentral ist es laut den Forschenden, die Vielfalt innerhalb und zwischen Arten zu schützen.

Beteiligte Schweizer Institutionen:

  • Schweizerische Vogelwarte
  • Naturhistorisches Museum Bern
  • Universität Bern, Institute of Ecology and Evolution
  • Université de Lausanne, Department of Ecology and Evolution

Kontakt für Medienanfragen:

Reto Burri
Projektleiter
Tel. 041 462 97 21
reto.burri@vogelwarte.ch