Ausgezeichnetes Jahr fürs Naturhistorische Museum Bern

Medienmitteilung

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T rex Natural History Museum London Dinosaurier Dino
T. rex- Modell aus der künftigen Ausstellung. Natural History Museum London

Das letzte Jahr im Naturhistorischen Museum Bern war ein ausgezeichnetes: Gleich mehrere Preise konnte das Haus entgegen nehmen, für seine Kernklientel ein tolles Angebot eröffnen und mit dem zweitbesten Ergebnis aller Zeiten abschliessen – und das trotz Hitzejahr.

Nein, 2018 war meteorologisch gesehen kein Museumsjahr. Obwohl das aussergewöhnlich schöne Wetter den Museen nicht in die Karten gespielt hat, erzielte das Naturhistorische Museum Bern ein hervorragendes Ergebnis. Mit 129 753 Eintritten überschreitet die Institution der Burgergemeinde Bern zum achten Mal in Folge die magische Grenze von 100'000 Eintritten. Zudem handelt es sich um das zweitbeste Ergebnis in der 180-jährigen Geschichte von Berns ältestem Museum. Die Eintritte setzen sich wie folgt zusammen: Ausstellungsbesuche über die Kasse machten 94 539 aus, Besuchende an Veranstaltungen zählten wir 35 214 (bspsweise Museumsnacht). Im Vergleich zum letzten Jahr entspricht dies einer Steigerung von 4,5 Prozent (2018: 124 106). 

Ausgezeichnet ist nicht nur das Ergebnis, das Haus konnte auch gleich mehrere Auszeichnungen entgegen nehmen. Im Herbst gewann das Museum für seinen originellen Geschäftsbericht den begehrten Edi – die höchste Auszeichnung in der Werbefilm-Branche. Als «Highlight und Überraschung des Abends» (Werbewoche) durfte das NMBE mit «Büsu 4» einen der sieben goldenen Preise entgegen nehmen. Zudem gehört das NMBE zu den 10 schönsten Event- & Partyräumen der Schweiz. Die Fachjury des Swiss Location Awards hat das Museum zu den Besten in der Kategorie Event- & Partyräume gezählt.

Die Höhepunkte des letzten Jahres

Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Eröffnung von Picas Nest – dem Walderlebnisraum für die ganze Familie, der im November eröffnet wurde. Das Naturhistorische Museum ist ein ausgesprochenes Familienmuseum. Es bietet eine breite Palette an Veranstaltungen und Angeboten, die Familien und Kinder auf eigene Faust im Haus entdecken können. Nun hat das Haus das Angebot für seine Kernklientel mit einem Refugium für die ganze Familie erweitert. Picas Nest ist ein neuartiges Konzept in der Museumslandschaft – gleichzeitig eine Kinder-Ausstellung und ein wohliger Aufenthaltsraum. Zum Entdecken, Spielen, Lesen, Kaffee trinken und Ausruhen. Auf spielerische, didaktisch unangestrengte Weise lernen die Kinder den Lebensraum Wald kennen. 
Zudem eröffnete das Haus zwei kleinere, aber nicht minder feinere Ausstellungen: Die Sonderausstellung «5 Sterne», in der wir 170 Millionen Jahre alte Neufunde von Stachelhäutern aus dem Schweizer Jura zeigen – ein weltweit einzigartiger Fossilienfund. Highlight der Ausstellung: Eine Gesteinsplatte, auf der Seeigel, Seesterne, Schlangensterne, Seelilien und Seegurken vereint sind. Die Ausstellung ist noch bis in den September 2019 zu sehen. 
Zudem präsentierten wir in der Sonderausstellung «Kellerjuwelen» Schätze aus unserer Sammlung, die 6,5 Millionen Objekte zählt. Sammlungen sind das Herz eines Naturhistorischen Museums und ein Archiv der Natur. 
Zudem setzten auch im letzten Jahr die Veranstaltungen Glanzpunkte: Namhafte Persönlichkeiten beehrten im letzten Jahr unser Haus: Müslüm, Peter Schneider, Mark Benecke oder etwa Lukas Bärfuss. Das Haus setzt konsequent seinen Kurs weiter, mit unkonventionellen Veranstaltungen ein neues Publikum ins Museum zu holen und das Museum als Institution neu zu denken. So fand etwa in der neuen Ausstellung Weltuntergang Meditationskurse statt, im Skelettsaal wurde in der beliebten Gastro-Reihe «Durch die Gänge» ein veganer Viergänger kredenzt oder hochstehende klassische Musik mit der Konzertreihe «Musik im Rausch» serviert. 

Ausblick aufs nächste Jahr: «T. rex» kommt nach Bern

Die «grosse Kiste» in diesem Jahr hat kurze Arme und einen kräftigen Biss: Am 14. September eröffnet die Sonderausstellung «T. rex – Kennen wir uns?» (bis 22. März 2020). Die spektakulären, lebensgrossen Dinosaurier-Nachbildungen sind zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen. Die Ausstellung, die vom Naturhistorischen Museum in London stammt, wirft ein Licht auf den berühmtesten aller Saurier. T. rex hatte einen mächtigen Kiefer, der ein Auto hätte zerquetschen, und einen Mund, der einen Mensch als Ganzes hätte verschlingen können. Dennoch werfen neue wissenschaftliche Erkenntnisse die Frage auf, ob Hollywood beliebtestes Reptil gar nicht so brutal war, wie wir immer geglaubt haben. Schweizer Dino-Fans begegnen ab Mitte September zum ersten Mal der weltweit ersten lebensechten Nachbildung eines T. rex, der mittels Animatronik zum Leben erweckt wird. Neben mehreren, teilweise ebenfalls beweglichen Dinosaurier-Modellen wird auch ein lebensgrosses Skelett die kleinen und grossen Zuschauer zum Staunen bringen. 
Viel los wird im Museum auch im ersten Halbjahr sein. Eine bunte Reihe von Veranstaltungen erwartet die Besuchenden, etwa im Rahmen der Ausstellung «Weltuntergang», wo unter anderem der Zauberer Lionel Dellberg auf den Wissenschaftler Christian Kropf trifft. 

Unser Museum ist auch eine Forschungsinstitution

Abteilung Wirbeltiere: Winzig kleine und alte Fische

Zu den kleinsten Fische der Welt gehören die Zwergbärblinge der Gattung Paedocyprisaus der grossen Familie der Karpfenfische. Mit einer Grösse von weniger als 8 Millimeter wirken sie wie Larven, nicht wie ausgewachsene Fische. In ihrem Skelett fehlen zahlreiche Knochen. Zum ersten Mal wurden einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Dr. Lukas Rüber vom Naturhistorischen Museum Bern die Genome von Arten dieser Mini-Wirbeltiere untersucht. Überraschenderweise sind auch die Genome dieser Winzlinge stark vereinfacht: da zahlreiche Gene für die Entwicklung von Skelett, Muskeln und Nerven fehlen, gehören sie zu den kleinsten bekannten Wirbeltiergenomen. Diese Erkenntnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der Evolution von Genomen und Miniaturisierung bei Wirbeltieren.

In diesem Jahr lief die dringend notwendige Restaurierung der Steinmann-Eawag-Sammlung auf Hochtouren. Im November 2017 kam diese historisch sehr wertvolle Sammlung von Schweizer Fischen, die zwischen 1872 und 1952 gesammelt wurden, ans NMBE. Viele der rund 1000 Sammlungsgläser mussten ersetzt werden. Die Konservierungsflüssigkeit wurde ersetzt, Schäden an den Fischen behoben. Diese Sammlung wird einer der Schwerpunkte der geplanten Schausammlung.

Die Forschung der Wirbeltierabteilung am NMBE ist global ausgerichtet und vernetzt. Davon zeugen im vergangenen Jahr Publikationen mit Kollegen aus China, Deutschland, Grossbritannien, Indonesien, Iran, Israel, Malaysia, Mexiko, Norwegen, Schweden, Singapur, Spanien und den USA. Neben der schon lange etablierten Biodiversitätsforschung in Süostasien wurde in diesem Jahr auch ein Kooperationsvertrag mit der Nationaluniversität der Mongolei unterzeichnet. Dr. Manuel Schweizer, Kurator für Ornithologie, hat im Juni auf einer Expedition im Zentrum und im Nordosten des Landes Proben von Uferschwalben für eine laufende Doktorarbeit unter seiner Betreuung gesammelt. Weitere Forschungsreisen dorthin sind geplant.

Bei Ausgrabungen des Archäologischen Dienstes Bern wurden am Ort einer römischen Flussanlegestelle bei Studen/Petinesca-Wydenpark viele Tierknochen gefunden. Ein Teil davon stammt aus der Uferbefestigung der Aare und wurde 2018 durch unseren Archäozoologen André Rehazek untersucht. Neben vielen einzelnen Knochenbruchstücken konnten dabei in mühsamer Kleinarbeit auch 2000 Jahre alte und weitgehend vollständige Skelette von Hunden und Bibern zusammengesetzt werden. Die Tiere wurden nach ihren Tod als Abfall entsorgt und kamen in der römischen Aare-Uferbefestigung in den Boden. Die unterschiedliche Grösse und Wuchsform der Hunde deutet darauf hin, dass schon in römischer Zeit unterschiedliche Rassen oder Schläge existierten, in diesem Fall vielleicht Hof- und Jagdhunde. Die Biber wurden dagegen in den Auwäldern der Aare als Pelztiere gejagt.   

Bedauerlicherweise wird dieses Projekt die letzte Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienste Bern sein. Die gemeinsame bis Ende 2018 laufende Leistungsvereinbarung wurde von Seiten des ABD aufgrund von Sparmassnahmen nicht verlängert, sodass die traditionsreiche archäozoologische Forschung am NMBE ab 2019 nicht fortgesetzt werden kann. 

Abteilung Wirbellose Tiere: Wichtige Grundlagen geschaffen

Aufgrund der intensiven Arbeit an den Sammlungen und der damit verbundenen Erstellung von Bestimmungswerken für wissenschaftliche und naturschutzbezogene Fragestellungen wurden im 2018 «nur» zwei neue Arten entdeckt und beschrieben: eine Erzwespe aus Mitteleuropa und eine Landschecke aus Panama. Hannes Baur erstellte zusammen mit Fabian Klimmek einen interaktiven Bestimmungsschlüssel der Erzwespen der Gattung Pteromalusfür Mitteleuropa, zwei weitere Publikationen befassten sich mit der Schneckenfauna der West Banks und Tunesiens. Eine im Druck befindliche Arbeit behandelt das Problem der Art- Gattungs- und Unterfamilienabgrenzung bei der artenreichsten Spinnenfamilie, den Springspinnen. 

Kurator Dr. Eike Neubert leitet ein Projekt zur Erfassung der Süsswassermuscheln der Schweiz. Zusammen mit dem Muschelspezialist Dr. Arno Schwarzer sollen schweizweit die Muschelbestände erfasst werden. Erst kürzlich konnte eine bisher nicht aus der Schweiz bekannte Art nachgewiesen werden, auch leiden die heimischen Arten unter invasiven Neuankömmlingen unter den Muscheln. Ein aktuelles Inventar dieser sensiblen Tiergruppe ist also dringend nötig. Dieses Projekt wird daher vom Bafu gefördert.

Abteilung Erdwissenschaften: Meteoriten und Ammoniten

Die Suche nach Twannberg-Meteoriten wurde 2018 fortgesetzt, die Fundrate ist leicht rückläufig, was darauf hindeutet, dass das Gebiet schon stark abgesucht ist: 2018 gelangen 157 Funde, total 7.1 kg (2017: 196 Meteoriten, 22.1 kg). Neben dem Anteil, welcher Sammler zur Dokumentation abgeben und Eigenfunde durch das NMBE wird die Sammlung von Twannberg-Meteoriten im NMBE gezielt durch Ankäufe erweitert. 

Im letzten Jahr wurden zudem drei neue Meteoriten (Meteoriten Mont Sujet, Mürtschenstock und Chasseron) entdeckt – die Medien berichteten. Bei allen Funden spielte das NMBE eine Rolle. Damit stieg im letzten Jahr die Zahl der Schweizer Meteoriten auf elf Funde. 

Besonders am Naturhistorischen Museum Bern ist unter anderem auch seine Paläontologische Abteilung. Unsere Paläontologen sind geschätzte Experten, wenn es darum geht Gesteinsschichten anhand von Ammoniten zu datieren, die darin vorkommen. Für die Nagra untersuchen unsere Wissenschaftler Proben aus dem Gebiet des Randen, für swisstopo Proben aus dem Versuchslabor Mont Terri. Im vorletzten Jahr konnten wir unsere Fossilien-Sammlung markant vergrössern: Dank der Schenkung von 40 000 Fossilien Fondation paléontologique jurassienne. Die Arbeit an der neuen Sammlung zeitigt bereits Resultate:  Eva Bischof konnte eine neue Cidaroiden-Art (Diplocidaris bernasconii) beschreiben – benannt nach Gino Bernasconi dem geowissenschaftlichen Präparator des NMBE und Finder des Fossils. Zudem wurde eine Untersuchungen der fossilen Schnecken in Korallenriffen der St-Ursanne-Formation (Oberer Jura) des Schweizer Jura zur Publikation eingereicht. 

 

Sammlungen: Wichtiger Partner

Das NMBE verfügt dank der wissenschaftlichen Tätigkeiten des Entomologischen Vereins Bern (EVB) über eine kontinuierliche Dokumentation der Schweizer Schmetterlings- und Käferfauna seit über 150 Jahren von hohem wissenschaftlichen Wert. Aus dem Nachlass des EVB-Mitglieds Peter Sonderegger (Brügg, BE) erhielten wir eine wertvolle Sammlung von Kleinschmetterlingen, vor allem aus der Schweiz. Von Herrn Werner Hirschi (Langnau, BE) erhielten wir seine Sammlung von Tagfaltern, Schwärmern und Spinnern aus dem Unesco-Biosphärenreservat Entlebuch und angrenzenden Gebieten. Herr Max Müller (Ried, FR) schenkte eine Tagfaltersammlung aus der Demokratischen Republik Kongo (damals Zaire) aus den 1960-er und 1970-er Jahren. Dr. Werner Marggi (Thun, BE) überliess uns 3000 wertvolle paläarktische Laufkäfer. Im Jahr 2018 wurden fast 39‘000 Sammlungsexemplare in die Datenbank aufgenommen.