Neue Froschart entdeckt - Kannenpflanzliebhaber aus Borneo

Medienmitteilung

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Chien Lee (https://www.wildborneo.com.my/)
Der Kannenpflanzenfrosch: Seine Ökologie ist eng mit der Kannenpflanze verbunden. Chien Lee (https://www.wildborneo.com.my/)

Unserem Leiter und Kurator Herpetologie, Stefan Hertwig, gelang zusammen mit einem internationalen Forschungsteam eine besonders spektakuläre Neuentdeckung in den tropischen Regenwälder Borneos: Auf drei Expeditionen konnten mehrere Exemplare der neuen Froschart «Kannenfrosch» gefunden werden. Der Philautus nepenthophilus nutzt die fleischfressenden Kannenpflanzen als Kinderstube für seinen Nachwuchs.

Die tropischen Regenwälder auf Borneo bieten einen idealen Lebensraum für viele Froscharten und machen die Insel daher zu einem der globalen Hotspots für Amphibienvielfalt. Längst sind jedoch nicht alle auf der Erde lebenden Tier- und Pflanzenarten entdeckt worden, so dass laufend neue Arten beschrieben werden – ein Wettrennen mit der rasch fortschreitenden Zerstörung der natürlichen Lebensräume. Eine besonders spektakuläre Neuentdeckung ist Stefan Hertwig vom Naturhistorischen Museum Bern gelungen – zusammen mit einem Team von Forschenden der Universität Bern, der Universiti Malaysia Sarawak und dem Centrum für Naturkunde Hamburg, Deutschland.

Auf drei Expeditionen konnten mehrere Exemplare des «Kannenpflanzliebhabers» gefunden werden. Es handelt es sich dabei um eine aussergewöhnliche neue Froschart. Der zwischen 25 und 30mm kleine und eigentlich recht unscheinbare Frosch hat eine spektakuläre Lebensweise: alle gefundenen Exemplare hielten sich auf den fleischfressenden Kannenpflanzen der Art Nepenthes mollis auf. Von dieser Pflanze hat der Frosch auch seinen Namen, der «die Kannenpflanzen Nepenthes liebende» bedeutet. Seine Ökologie ist eng mit dieser Pflanze verbunden: Die männlichen Frösche sitzen nachts auf den Kannen und locken mit lauten Rufen die Weibchen zur Paarung. Die ungewöhnlich großen Eier werden in der Flüssigkeit der Kannenpflanze abgelegt, in der die geschlüpften Kaulquappen schliesslich ihre Entwicklung vollenden. Sie ernähren sich dabei ausschliesslich vom Nährstoffvorrat in ihrem Darm, weshalb sie nur ein winziges Mäulchen ohne Zähnchen haben. Von dieser neu entdeckten Symbiose profitieren sowohl die Pflanze als auch der Frosch: Die Kaulquappen liefern der Pflanze mit ihren Ausscheidungen Nährstoffe. Die Pflanze wiederum bietet einen exklusiven, geschützten Raum für die Entwicklung der Kaulquappen. Im gemeinsamen Habitat beider Arten sind Nährstoffe und geeignete Gewässer Mangelware.

Der Lebensraum von Frosch und Pflanze findet sich in einem unzugänglichen Bergregenwald auf 2‘100 M.ü.M. mit dichter Vegetation, pittoresken moosbehangenen Bäumen, vielen Niederschlägen und kühlen Temperaturen. In der Nähe einer kleinen Siedlung im Pulong Tau Nationalpark in Sarawak auf der Insel Borneo (Malaysia) wurde der Frosch das erste Mal gefunden. Der Frosch gehört zu den sogenannten «Ruderfröschen», tropische Baumbewohner die mit 431 Arten in Afrika und Asien verbreitet sind.