Eine Krötenrettung im Museum

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Rio-Pescado-Stummelfusskröte NMBE/Rodriguez

Im Rahmen eines internationalen Erhaltungsprojekts züchtet das Naturhistorische Museum Bern seit April 2024 die stark vom Aussterben bedrohten Rio-Pescado-Stummelfusskröten. 12 Tiere sind in ein Terrarium im Museum gezogen.

Alle Rio-Pescado-Stummelfusskröten (Atelopus balios) sind ausgestorben. Alle Rio-Pescado-Stummelfusskröten? Nein! Eine kleine unbeugsame Population in Ecuador widersetzte sich dem invasiven Chytridpilz, der ihren Fortbestand bedroht, und überlebte fast gänzlich unbemerkt von den Menschen. Nun geht es darum, diese Art wieder aufzubauen, und dafür braucht es das Engagement von Privatpersonen, Museen und Zoos weltweit. Für das sogenannte Citizen-Conservation-Projekt werden seit 2018 Tiere vom ecuadorianischen Centro Jambatu für Erhaltungszuchten zur Verfügung gestellt. Ehe sie ihre teils lange Reise zu den Züchter:innen antreten, werden die Kröten tierärztlich untersucht – um sicherzustellen, dass sie keine Krankheitserreger mittransportieren.

Strenge Überwachung

Im Rahmen dieses Projekts gelangten 12 Nachzuchttiere aus dem Zoo Basel im April 2024 schliesslich ins Naturhistorische Museum Bern, wo sie derzeit im unzugänglichen, aber einsehbaren Museumsteil untergebracht sind. Betreut werden sie vom Wissenschaftsleiter und Herpetologen Dr. Stefan Hertwig – ein Experte für Amphibien und Reptilien. Noch sind die NMBE-Kröten ziemlich klein, für Fotoaufnahmen braucht es ein vergrösserndes Objektiv. Einmal ausgewachsen, erreichen die Tiere mit den charakteristischen Punkten auf der grüngelblich schimmernden Haut eine Grösse von 3,7 Zentimetern, wobei die Weibchen etwas grösser werden als die Männchen. Da sie an ein tropisches Klima angepasst sind, werden die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in ihrem Terrarium streng überwacht, auch mit einer automatischen Beregnungsanlage. Die Betreuung der Kröten erfordert zudem Sicherheitsmassnahmen, denn ihre Haut sondert ein starkes Gift ab. Ausserdem besteht eine strenge Dokumentationspflicht, damit die ecuadorianischen Verantwortlichen und das Citizen-Conservation-Projekt stets genau informiert sind, wie sich die Bestände entwickeln.

Kein Ausstellungsobjekt

Ziel des Projekts ist die Erhaltung dieser schönen Art, um sie eines Tages möglichst in geschützten Resten ihres vom Chytridpilz befreiten Lebensraumes wieder anzusiedeln. Das NMBE hält die Öffentlichkeit über die Entwicklungen in seinem Stummelfusskröten-Terrarium auf dem Laufenden. Aus Sicherheitsgründen für die Tiere werden sie vorerst nicht in die Ausstellungsräume ziehen. Interessierte können von der Galerie im dritten Geschoss aus einen Blick auf das Terrarium werfen – und mit einem scharfen Auge oder einem Operngucker sogar auf die Tiere selbst!